Wildes Wissen Buchtitel

#5 Wildes Wissen

In dieser Folge bespreche ich mit StB Peter Kusel das Buch von Anders Indset. Er plädiert für „Lautes Denken“, also sich Zeit zum Reflektieren und Nachdenken nehmen – allein oder gemeinsam und gibt Denkanstöße, was wir als Mensch und Organisation heute und in Zukunft brauchen: Ideen & Magie, Fokus & Vereinfachung, Werte & Emotionen.

Bei dieser Aufnahme gibt es leider ein paar Tonstörungen. Wir hoffen, dass es trotz der „Ruckelei“ gut hörbar ist.

Diese Episode dauert 36 Minuten.

Shownotes

  1. Die wichtigsten Erkenntnisse in 1 bis 3 Sätzen
  • Die Bestandteile und gleichzeitig Hauptkapitel, die wir als Mensch und Organisation heute und in Zukunft brauchen Ideen & Magie, Fokus & Vereinfachung. Werte & Emotionen
  • Im Business geht es nicht um Gewinnen und Verlieren, sondern unendlich lange im Spiel zu bleiben
  • Laut Denken gemeinsam mit anderen oder sich Zeit zum Reflektieren und Nachdenken nehmen.
  • WeQ statt IQ

2. Was hat Dich (positiv) stutzen lassen

  • Analogie: Denken als Spiel begreifen, bei dem jeder mit seinen individuellen Spielregeln teilnimmt. Spielen wir eigentlich das gleiche Spiel, wenn wir mit anderen zusammen sind oder kennt der andere meine Spielregeln?
  • Titel „Professioneller Amateur“ statt „Experte“, denn der Amateur sieht die Möglichkeiten, der Experte die Grenzen

3. Was hat Dich zum Lachen gebracht

  • Cooler Spruch: Unsere Eltern haben uns darin bestärkt, dass wir alles sein und tun können, was wir wollen. Das hat sich als schreckliche Freifahrt in Dummheit und Elend entpuppt.
  • Beim Thema Ideenfindung und Scheitern dürfen: das ist nicht überall sinnvoll: weder ein disruptiver Pilot im Landeanflug auf den Flughafen Frankfurt noch ein Kreativdirektor bei einer Operation am offenen Herzen sind erstrebenswert.
  • Der Spruch: wenn monumentale Egos aufeinanderprallen, kann es nur einen Gewinner geben: den Anwalt.
  • Dass sich Anders von seiner Frau die Kleidung rauslegen lässt.

4. Was bezweifelst Du

  • Ich kenne das Prinzip der Entscheidungsermüdung, konnte aber noch nie der Gleichförmigkeit des Tagesablaufs etwas abgewinnen, um bessere Entscheidungen treffen zu können.
  • Zum Thema Bösartige Weisheiten: Dieses Buch sollten genau die Menschen lesen, die er „anprangert“. Doch das tun sie nicht. Das lesen Menschen wie wir und es bestätigt unsere An- und Einsichten. Wie gelingt es, die anderen zu erreichen? Mit solchen Menschen wird es im Gespräch zwar auch gern laut, doch bestimmt nicht nachdenklich. Das frustriert mich.

5. Das beste Beispiel / die beste Geschichte

  • Projekt Aristoteles von Google „was macht ein produktives, perfektes Team aus“. Ergebnis: Es gibt keine Zauberformel, sondern Coveys Aussage „Erst verstehen, dann verstanden werden“ sind entscheidend. Laut Google Produktive Teammitglieder unterscheiden sich von unproduktiven darin, dass sie sich bemühen, ihre Kollegen zu verstehen, Beziehungen aufzubauen, und versuchen, den eigenen Standpunkt verständlich darzulegen. Das lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: nett sein.
  • Gapminder Ignoranz-Test von Hans Rosling: die Menschen wissen – unabhängig vom Bildungsgrad – immer noch so wenig über die Welt wie Schimpansen.

https://www.gapminder.org/test/

  • Die Streichholzaufgabe XI + I = X – wie viele Streichhölzer musst Du bewegen, damit die Gleichung stimmt.

6. Was kannst Du für die Praxis rausziehen

  • Konzept des Plussing (Pixar): Innovationskultur, bei der die TN hervorheben was sie gut finden und nach Möglichkeiten suchen, wie etwas noch besser gemacht werden kann.
  • Kreativprozess: Akzeptieren, dass die erste Eingebung / Idee mehr oder weniger zwangsläufig eine schlechte Idee ist, auf die dann weitere weniger schlechte Ideen folgen.
  • Ich benenne mein Profil um: weg mit „Expertin für…“
  • Weg vom Businessplan hin zur Problemlösungsmentalität: Welches (tatsächliche) Problem soll gelöst werden und warum?
  • Regelmäßige Denkstunde einplanen
  • Wahre Einfachheit bedeutet auch Respekt. Respektierst Du als Führungskraft die Zeit anderer? Wie gut bist Du darin, ihre und Deine Zeit zu nutzen? – Spannende Frage für Steuerberater, wie sie mit der Zeit ihrer Mitarbeiter umgehen, das eigene Verhalten an dieser Stelle zu hinterfragen. Oft wird die Chef-Zeit als die Priorität vermittelt „Machen Sie bitte schnell…“ und dann bleibt das Ergebnis 2 Wochen liegen.
  • Die Stelle des Chief Empathy Officer – gibt es noch nicht, ist sinnvoll
  • Die Schritte zum Unternehmens-Mantra:
    • Welche drei sind die wichtigsten Leistungen, die unser Unternehmen erreicht hat?
    • Was haben ich und unser Team getan, um das zu ermöglichen?
    • Warum haben wir es so gemacht?
  • Die drei Fähigkeiten einer guten Führungskraft: Empathie, Selbsterkenntnis gepaart mit Bodenständigkeit, Verletzlichkeit gepaart mit Transparenz

7. Was war neu für Dich

Die vier Fragen der Problemlösungsmentalität:

  • Löst Du echte Kundenbedürfnisse? Und warum werde ich in 10 Jahren noch am Markt sein?
  • Setzt Du operative Exzellenz um?
  • Hast Du Dein Geschäftsmodell in Frage gestellt)?
  • Kennst Du Deine oberste Priorität?

Diese vier Fragen auch mit gestandenen Unternehmermandanten diskutieren statt öde Bilanzbesprechung machen.

 

Wiederentdeckt: die vier kantischen Fragen

  • Was kann ich wissen?
  • Was soll ich tun?
  • Was darf ich hoffen?
  • Was ist der Mensch?

8. Warum muss man dieses Buch gelesen haben – oder auch nicht

Unbedingt lesen, so viel Denkstoff. Und als Ausgangspunkt für Laut Denken mit anderen.

Noch mehr Lesenotizen

Der fehltastsiche Mensch (die fehltastischen Seiten des Menschen  = unsere großartigen Fehler), Homo Obsoletus, Zukunft als Verb „etwas zukünften“, Sweetspots (wenn etwas die optimale Wirkung entfaltet), Funkenschläger (Impulsgeber), Bauchgefühlkurzschluss

  • Autor fordert uns sogar zu diesem Podcast auf: „Geh raus und betreibe lautes Denken“😉

Wenn fertig, schicke ich ihm den Podcast!

  • Zukunft ist eigentlich ein Verb, da der ständige Fluss der Veränderung.
  • Die Merksätze sind wunderbar
    • Das Leben wird rückwärts verstanden, aber leben muss man es vorwärts. Sören Kierkegaard
    • Anfänger sehen die Möglichkeiten, Experten die Grenzen
    • Erfolge werden nicht durch das Ende gemacht, sondern durch Anfänge.
    • Deine wichtigsten Fragen sind die, die Du noch nicht gestellt hast
    • Es gibt im 21. Jahrhundert nichts Komplexeres als die Einfachheit
  • Der Satz, den man im Kopf ein paar Mal kreisen lassen kann:
    Der Wandel wird zu einer aufgabenorientierten Welt führen, in der Projekte im Mittelpunkt stehen, die wir im Team ausführen Pos. 325 Vom Gedanken lösen, dass wir einen „Job“ haben, künftig nicht mehr das eine authentische Ich nach den wir suchen, sondern Rollen, die wir spielen während wir versuchen eine plausible Erklärung für die Welt zu finden.
  • Was würden die alten Philosophen denken, wenn sie unser technologisches Verständnis und Zugang zu digitalen Netzen hätten?
  • Wenn Du denkst, dann findet das zwischen Dir und der Welt statt, die eigene subjektive Realität wird erzeugt. Und alles was wir in dieser Realität haben, sind unsere subjektiven Geschichten. Wirklich echt sind nur Dinge, die wir leiden oder lieben können, alles andere beruht auf Geschichten. Kunst des Denkens ist ein Spiel, das auf Vereinfachung beruht mit unseren subjektiven Spielregeln, unseren individuellen Taktiken und Strategien.
  • Es geht nicht um die Frage ob es einen Gott gibt oder nicht. Heute stehen wir vor der Frage, ob wir einen digitalen Super-Gott kreieren wollen.
  • Organisiertes Wissen ist das, was Wissenschaft ausmacht und die Wissenschaft wächst rasch. Weisheit hingegen zeigt, was Du für Dich selbst gelernt hast. Über je mehr gezähmtes / Organisiertes Wissen wir verfügen, desto mehr werden wir in unserer Fähigkeit eingeschränkt, Dinge zu verlernen und zu ignorieren. Das Verlernen und Ignorieren gekoppelt mit einem Hauch Verspieltheit, ist das was wir brauchen, um wie Anfänger zu denken und neue Lösungen und Ideen zu entwickeln.
  • Fortschritt und Ideen entsteht aus dem Machen: unterschiedliche Köpfe zusammenbringen und loslegen. Eine bunte Mischung verschiedenster Menschen in einem Funpark der Freude zusammenbringen, statt Ideen durch Modelle und Methoden zu erzwingen.
  • Ideen entwickeln ist wie beim Schreiben eines Buches: Einen ersten schlechten Entwurf machen und dann einen zweiten, weniger schlechten Entwurf bis man sagt „Das ist es“
  • Es gibt Schwätzer und Macher, Erstere prahlen nur mit Luftschlössern beim Bier in der Eckkneipe.
  • Kreativität benötigt Denken und Innovation braucht Handeln.
  • Im Herzen Anfänger bleiben statt sofort Profis sein wollen, wenn wir loslegen
  • Der Mythos von Konzernen „Sei wie ein Start-Up“: die meisten Start-Ups scheitern! Meint in Wahrheit: erfinde gefälligst das eine große Ding, das unseren Konzern-Arsch rettet.
  • Vorbei ist die Zeit der Weisheitsdinosaurier. Die heutigen Jugendlichen ähneln eher Legosteinen: Sie wollen Teil des größeren, vernetzten Ganzen sein. Sie sind Schöpfer, die in einer Kultur der Partizipation und Ko-Kreation leben.
  • Geschwindigkeit zählt: von Real-Time zu Before-Time
  • Wir wachen jeden Tag ein wenig dümmer auf, dahindriftend auf den Wellen der technologischen Entwicklung und dem Schlamm der Informationsflut
  • Die neuen Gewinner sind die Maximierer des Mitgefühls, Unternehmen die einem moralischen Kompass folgen, und die Leader, die es lieben, ihre wahren Gefühle und Emotionen zu zeigen um das Potenzial der Menschen zu befreien, und die es wagen verletzlich zu sein.

Lautes Denken beim Laufen

Wie lernt man Fehlertoleranz in der Kanzlei? Widerspricht ja komplett der erforderlichen Arbeitsweise beim Fachlichen (siehe disruptiver Pilot). Vorschlag: Ideen-Wettbewerb „Was ist die dümmste / undurchführbarste / sinnloseste Idee, die Du Dir vorstellen kannst?“ Kann gern auch in Arbeitsgruppen entwickelt werden. Klar ist, diese Idee wird auf keinen Fall umgesetzt. Damit ist der Perfektionismusanspruch weg. Wenn dann ein Mitarbeiter (hoffentlich) sagt „Was ist das denn für eine bescheuerte Idee“ antwortet der Chef „Du hast es erfasst, das ist bei diesem Wettbewerb mein Vorschlag, den ich einreiche. Übrigens: die bescheuertste Idee gewinnt den steuerfreien Zuschuss von € 1.500“. Entsetzte Blicke garantiert, nach einer kurzen Pause „Und siehst Du, aus einer bescheuerten Idee habe ich damit eine noch viel dümmere Idee gemacht, die garantiert nicht umsetzbar ist. Die € 1.500 bekommt jeder von Euch, weil Ihr einen so tollen Einsatz gezeigt hat. Und wer hier nicht mitmachen will, muss nicht. Ich würde mich nur freuen, wenn Ihr Euch auf dieses Experiment einlasst.“

Mein undurchführbarer Vorschlag, den ich als Mitarbeiter einreichen würde:

Lasst uns 1 Monat keine Mails mehr schreiben, sondern alles per Briefpost abwickeln. Auch die Mandanten können nur per Brief oder Telefon mit uns kommunizieren.

Wenn ich dann ein bisschen drüber nachdenke, finde ich diese Idee super charmant. Das würde die Arbeit mal wirklich entschleunigen – und früher hat es ja auch funktioniert😉 Und ich fange an darüber nachzudenken, wie diese Idee noch schlechter gemacht werden kann. Gleichzeitig der Gedankenblitz „Was wäre wenn wir unseren Mandanten einfach mal Postkarten schicken. Das ist so außergewöhnlich, dass es auf jeden Fall auffällt. Was könnte denn auf der Postkarte stehen?“

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