Cover Stark in stürmischen Zeiten

#17 Stark in stürmischen Zeiten

Bereits 2017 erschienen, passt der Titel perfekt in die heutige Zeit.

Mit StBin Silke Schneider diskutiere ich darüber, was gute Führung auszeichnet und wie Selbsterkenntnis dabei hilft.

Dauer 35 Minuten

Stark in stürmischen Zeiten – Die Kunst, sich selbst und andere zu führen

Bodo Janssen, Anselm Grün 2017, 256 Seiten

Shownotes

Hier meine Lesenotizen zur Vorbereitung, von denen wir nur einen Teil im Podcast besprechen.

Meine erste Skepsis, dass religiöse Vorstellungen im Vordergrund stehen, wurde gleich am Anfang durch die Aussage von Bodo Janssen zum Begriff Spiritualität entkräftet und ich habe neugierig weitergelesen.

Der Begriff Spiritualität hat zwei konkrete Bedeutungen in Bezug auf Menschen: Erstens bedeutet Spiritualität für mich die Art und Weise, wie ich das was mir als Mensch wirklich wichtig ist, im Alltag leben kann. Zweitens bedeutet Spiritualität für mich auch, den menschlichen Geist wieder mehr wertzuschätzen und ihn dadurch in Bewegung zu bringen.

  1. Die wichtigsten Erkenntnisse in 1 bis 3 Sätzen

Die Kunst der Führung: Den Spagat zwischen Norm / QM und individuellem Handeln steuern.
Wenn Selbstverwirklichung und Individualität immer wichtiger für den einzelnen werden: Wie gelingt es die Einzigartigkeit der Menschen in die Arbeit einfließen zu lassen, statt sie mit Normen zu steuern?

Die aufrichtige, kluge und sinnvolle Frage ist das Führungsinstrument schlechthin. Klarheit und Verständnis erreichen wir über Informationen. Bewusstsein und Bewegung durch das Fragen. Das was die Menschen wirklich in Bewegung setzt, sind ihnen gestellte gute Fragen.

Führen heißt: ein gutes Klima zu schaffen, die Arbeit so zu organisieren, dass sie zufrieden macht, und den Einzelnen im Blick haben.

2. Was hat Dich zum Lachen gebracht

Der Begriff Erfolgstheologie: in Amerika wird alles dem Geld untergeordnet, selbst Gott. Angelas Serientipp dazu „The Righteous Gemstones“ – Alles muss was bringen, alles wird verzweckt, selbst die Menschlichkeit.

Wertfrei Beschreiben statt Bewerten – plastisches Beispiel von Bodo: bei Teammeetings geht er raus, schüttet sich ein halbes Glas Wasser über die Hose und geht wieder in den Raum mit dem Spruch „Ich komme gerade von der Toilette“. Im ersten Moment lachen alle und jeder denkt „Hey, der kann wohl nicht vernünftig pinkeln“ Das spricht er dann aus, denn das ist eine Bewertung. Nur wer gedacht hat, die Hose ist nass, hat eine Beschreibung abgegeben.

HAHA: Manche Mitarbeiter haben überhaupt nichts dagegen, in einem Käfig zu sitzen, sie wollen gar nicht raus, wenn sich die Tür öffnet, sich brauchen die Sicherheit und finden das Abenteuer Freiheit überhaupt nicht interessant. Herausfordernd wird es nur dann, wenn manche Menschen einerseits die Sicherheit des Käfigs wollen, sich andererseits aber darüber beschweren, was ihnen zum „Fressen“ vorgesetzt wird.

3. Was bezweifelst Du

Sehr idealistische Hoffnung: wenn Führungskräfte es schaffen, dass ihre Mitarbeiter „aufrecht“ nach Hause kommen, verwandelt das das Klima der Gesellschaft. 

4. Das beste Beispiel / die beste Geschichte

Marina, die Ausbildungsbeauftragte – Erfolg ist, wenn die Azubis gerne bleiben und sich weiter entwickeln können.

Auf den Visitenkarte steht „Upstalsboomer“ statt Funktion.

5. Was kannst Du für die Praxis rausziehen

  • Kleine tägliche Rituale einbauen, z.B. morgens beim Zähneputzen „Mit welchen Gefühlen gehe ich gleich zur Arbeit? Was bewegt mich heute?“ – Früher bei mir „Wem zaubere ich heute ein Lächeln ins Gesicht“ Ist keine Frage von Zeit, sondern des Wollens. Keinem tut es gut, gereizt / gestresst ins Büro zu gehen.
  • Wie kann ich meinen Tag klug beginnen, damit ich das Gefühl habe, dass er mir guttun wird?
  • Gute Führung setzt voraus, sich selbst zu führen. Viele managen sich nur über Termine mit Prioritäten, werden mehr gehandelt als selbst zu handeln. Frage: wohin will ich mich selbst eigentlich führen. Wenn es stimmt dass „Wer fragt, führt“ Welche Fragen stelle ich mir, um mich selbst zu erkennen / zu führen.
  • Wie schaffe ich Verbundenheit? Gemeinsames Tun und gemeinsames Reden darüber. Rituale und Reflektion. Schöne Fragen:
    • „Was heißt es für Dich… zu sein
    • Wie fühlst Du Dich, wenn wir gemeinsam eine Sitzung halten?
    • Was ist für Dich wichtig, wenn Du an die Arbeit denkst?
    • Was bewegt Dich?
    • Was verbindet euch miteinander?
    • Was ist der Grund, der euch trägt trotz aller Verschiedenheit?
  • Widerstand hat immer einen Sinn und ist ernst zu nehmen. Zeigt entweder, dass es uns noch nicht gelingt, die Mitarbeiter zu überzeugen. Oder aber, dass wir zu wenig auf die Ängste der Mitarbeiter eingehen. – Hinweis auf die 5 Aber der Digitalisierung
  • Investitionsbetrachtung: ökonomische und unternehmenspolitische Aspekte spielen eine Rolle. Haben wir das Geld und / oder ist uns das Projekt wichtig – wo zahlen wir bewusst drauf, weil es uns sein Anliegen ist.
  • Tipp für Mitarbeiter mit verletzendem Chef: Gehe in die Firma so, wie Du ins Theater gehst. Schau zu, was der Chef spielt, aber spiele nicht mit. Lass Dir vom Chef die Rolle nicht aufdrängen“
  • Rollierende Planung statt starre Jahres-Budgets um schnellem Wandel gerecht zu werden.
  • Grundlagen einer sinnvollen Besprechungsorganisation S.188 Gute Idee: Auf dem Besprechungstisch Kärtchen mit der Frage „Wofür bin ich heute hier?“
  • Die drei wichtigen Aspekte, um Verantwortung entstehen zu lassen:
    • Richtungsweisende, aufrichtige und sinnvolle Fragen stellen
    • Dem Team die Möglichkeit geben, durch das Antworten auf diese Fragen Teil einer sinnvollen Lösung zu sein
    • Die Mitarbeiter trauen sich zu, die Lösung eigenverantwortlich umzusetzen, weil potenzielle Umsetzungsfehler nicht sanktioniert werden, sondern als Entwicklungschance angesehen werden.
  • Spannend: der Umgang mit dem Thema Gehalt. Und wenn der Chef sein Team fragt, welches Gehalt die Mitarbeiter für angemessen halten.

6. Was war neu für Dich

Die drei Worte im Deutschen für unsere Kommunikation

  • Sagen – heißt etwas zeigen. Ist neutral
  • Reden – kommt von Rechenschaft, liegt oft etwas aggressives darin, jmd etwas ein- oder ausreden
  • Sprechen – kommt vom „Bersten, Knistern, Prasseln“ – meint immer ein persönliches Sprechen, das aus dem Herzen kommt. Schafft Beziehung

7. Warum muss man das Buch gelesen haben – oder auch nicht

Wer sein Unternehmen menschenorientiert führen möchte, hat hier das perfekte Buch zum Nachdenken in  der Hand. Die Kombination aus eigener Erfahrung und tiefgründigen Gedanken erreicht genau das, was im Titel anklingt: Selbstreflektion und Offenheit sich selbst gegenüber sind die wichtigsten Grundlagen für gute Führung.

Wirklich toll: der Upstalsboomer Wertebaum, zu finden hier auf der Webseite 

Meine Lieblingssätze

  • In der Ruhe liegt die Kraft – und die Fähigkeit zu führen
  • Die operative Schwerkraft des Alltags – wir müssen der Norm, den Erwartungen und Anforderungen der anderen entsprechen und das zieht uns runter, da wir uns nicht mehr selbstbestimmt fühlen. Wir entfernen uns immer mehr von uns selbst.
  • Begriffsänderung: Verwandlung statt Veränderung. Letzteres hat immer den radikal – aggressiven Ansatz, dass alles anders werden muss. Verwandlung bedeutet, das Gewesene zu würdigen, dabei feststellen, dass wir noch nicht die sind, die wir sein könnten.
  • Mönche sagen „Wir sind nicht verantwortlich für die Gedanken und Gefühle, die in uns auftauchen. Die dürfen alle sein. Aber wir sind dafür verantwortlich, wie wir damit umgehen.“ Schönes Mantra
  • Philosoph Ernst Bloch „Wertvoll ist nur das menschliche Tun, was von Hoffnung durchdrungen ist und Hoffnung vermittelt“. Welche Hoffnung stiftet die Steuerberatungskanzlei? Hoffnung auf Erfolg, Hoffnung auf Sicherheit, Hoffnung auf Beständigkeit. Und als Führungskraft „Vermittle ich meinen Mitarbeitern die Hoffnung, dass die Arbeit, die wir tun, gut ist und dass wir immer menschlicher und achtsamer miteinander umgehen?“
  • Begriff Menschenerfolg statt Unternehmenserfolg
  • Dalai Lama: Es geht darum, Menschen zu lieben und Dinge zu nutzen. Wir lieben Dinge und nutzen Menschen.
  • Wir wissen nicht, was in der Zukunft passieren wird. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb das die Gegenwart beschreibende Adjektiv präsent, als Substantiv ein Präsent, also ein Geschenk beschreibt. Wir brauchen es nur anzunehmen.
  • Ich gab meinen Terminen Prioritäten, aber nicht meinen Prioritäten Termine.

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